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Archive for March, 2015

Bedeutungsverlust der Banken

Zwei aktuell veröffentlichte Studien zeigen, dass die Banken ganz erheblich unter einem Bedeutungsverlust leiden, erläutert Dr. Lutz WERNER, Herausgeber des Finanzportals www.Anleger-Beteiligungen.de und des wöchentlichen und kostenfreien www.Investoren-Brief.de. Die klassische Hausbank seines bisherigen Vertrauens, bei welcher der Kunde sein Hauptkonto hat und mit der er die wichtigsten Finanzgeschäfte erledigt, verliert dadurch wesentlich an Bedeutung. Dieses haben sich die Banken einerseits durch Missmanagement in den letzten Jahren selbst zuzuschreiben, andererseits kommt aber die zunehmende Digitalisierung hinzu.

Missmanagement der Banken und Digitalisierung des Wirtschaftslebens veranlasst sowohl Privatkunden als auch Firmenkunden je nach benötigtem Produkt zwischen unterschiedlichen Finanzdienstleistern und Finanzierungsinstituten zu wechseln.

Bei einer Umfrage unter 7.000 privaten Bankkunden in Deutschland sind zwar bessere Loyalitätswerte festgestellt als in früheren Runden. Wenn aber größere Projekte wie die Finanzierung des Eigenheims anstehen, ist die Treue zur eigenen Bank begrenzt. Gerade bei höherwertigen Produkten haben viele Kunden keinerlei Scheu mehr, gezielt auf die Bank mit den besten Konditionen zuzugehen. Auf die Hausbank entfallen der Studie zur Folge nur noch 50% des Neugeschäfts, und dabei handelt es sich vor allem um Basisprodukte wie Giro- und Sparkonten oder die Anschaffung einer Kreditkarte. Im digitalen Zeitalter sind Wettbewerber nur einen Mausklick entfernt, dies gilt ganz besonders für Banken.

Auch um ihre Firmenkunden müssen Banken stärker kämpfen. In einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young äußerten mehr als jedes dritte Unternehmen, das es innerhalb des nächsten Jahres die Hausbank wechseln wolle. 15% der Befragten hatten schon im vergangenen Jahr ein neues Institut gewählt. Als Hauptgründe nannten sie neben der Preisgestaltung und der Leistungsfähigkeit der Produkte auch die schlechte Reputation der Bank.

Das viele Kunden, welche die Bank gewechselt haben, mit der neuen auch nicht ganz zufrieden sind, dürfte nur ein schwacher Trost sein. Denn zunehmend greifen Unternehmen für Finanzdienstleistungen gar nicht mehr auf Banken zurück. Dabei geht es nicht nur um Randthemen. 46% der Befragten haben für die Handelsfinanzierung schon auf Nichtbanken zurückgegriffen, 39% für ein Hypothekendarlehen. Viele ziehen solche Geschäfte in Erwägung. Versicherer, Internetanbieter und Hedgefonds sind hier die neuen Spieler. Diese haben einen vergleichbar besseren Ruf und besseren Service. Die Banken leiden unter den Missetaten ihrer Vorstände und Mitarbeiter. Von der versprochenen „neuen Kultur“ nichts zu sehen. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, welches die neue Kultur ausdrücklich versprochen hatte, steht nun wegen Prozessbetrugs vor Gericht: Neue Kultur?!

Unternehmenskunden sind zunehmend bereit, die Hausbank zu wechseln, wenn sie woanders günstigere Konditionen erhalten. Neue Mitspieler hätten den Vorteil, dass sie ihre Produkte genau auf die Bedürfnisse der Kunden zuschneiden könnten, und gerade Internetplattformen profitieren von sehr niedrigen Kosten. Die bisher dominanten (oder muss man sagen arroganten) Banken müssen schnell lernen und reagieren, wenn sie keine Abwanderungswelle erleben wollen.

In beiden Studien kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Kunden am ehesten mit ihrer Bank zufrieden sind, wenn sie sowohl online und mobil als auch über eine Filiale Geschäfte machen können. Fast die Hälfte aller Firmenkunden legt Wert darauf, für Beratungsgespräche oder die Bewertung ihrer Bonität in eine Zweigstelle gehen zu können.

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Das Finanzierungsverhalten der Mittelständler

Gewerbliche Kredite sind derzeit äußerst günstig. Dennoch zögern viele Unternehmen damit, die günstigen Kreditkonditionen auch zu nutzen. Unternehmen halten sich nach den schlechten Erfahrungen der Finanzkrise immer noch mit größeren Investitionen zurück, erläutert Dr. Lutz WERNER, Herausgeber des Finanzportals www.Anleger-Beteiligungen.de und des wöchentlich erscheinenden, kostenfreien www.Investoren-Brief.de.

Diesen Eindruck hat auch der Präsident des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven: „Wir wissen aus einer Studie der Fachhochschule des Mittelstandes, dass 63% der Mittelständler bei der Anlage ihrer liquiden Mittel nicht auf das niedrige Zinsniveau reagieren.“ Dies, obwohl die Finanzierung für die meisten Mittelständler laut Ohoven derzeit kein Problem ist.

Das Finanzierungsverhalten der Mittelständler wurde bei einer Befragung von 5.000 Unternehmern evaluiert. Ergebnis: Für zwei Drittel der befragten Unternehmen haben sich die Finanzierungskonditionen verbessert. Aus Sicht der Unternehmen besteht somit wenig Handlungsdruck. Nur rund 40% der Unternehmer gaben einen erhöhten Kapitalbedarf an. Gewinne bleiben im Unternehmen und werden thesauriert.

Aus der Untersuchung geht auch hervor dass für die meisten Unternehmen die Hausbank nach wie vor Kreditgeber Nr. 1 ist.

Weitere Finanzierungsinstrumente sind Leasing und Gesellschafterdarlehen.

Das Interesse von Mittelständlern an anderen, weniger traditionellen Finanzierungsformen ist der Studie zu Folge dagegen eher gering. Viele Firmen vergeben die Chance, den Kapitalmarkt als Finanzierungsinstrument zu nutzen. Kostengünstige Alternativen werden somit unter vermieden.

Gegen Private Equity bestehen oftmals erhebliche Vorbehalte. So werden Renditedruck, kurzfristige Ergebnisoptimierung und die Gefahr einer Zerschlagung des Unternehmens befürchtet. Die Studie zeigt aber auch, dass dies oft Vorurteile sind. Es ist spannend, dass eine überwiegende Mehrheit es ablehnt, während diejenigen Unternehmen, die bereits Erfahrung damit gesammelt haben, eine positive Bilanz ziehen.

Generell bleibt laut der Untersuchung der Informationsstand der Unternehmer über andere Finanzierungsformen niedrig. Wichtige Kriterien seien für den Mittelstand bei der Wahl der Finanzierung Verlässlichkeit, Unabhängigkeit von Kapitalgebern und die Kapitalkosten. Die hohe Gewichtung dieser Kriterien geht im Mittelstand einher mit einer überwiegend skeptischen Einschätzung des Kapitalmarktes als Finanzierungsquelle.

Der Mittelstand nutzt die derzeit günstigen Finanzierungsbedingungen vorwiegend über bilaterale Kredite und Konsortialkredite, bei denen also mehrere Banken gemeinsam einen Kredit gewähren.

Der Mittelstand in Deutschland nutzt den Kapitalmarkt traditionell weit weniger intensiv als Finanzierungsquelle als dies in anderen Ländern der Fall ist. In einer verstärkten Nutzung liegt für die deutschen Unternehmen erhebliches Potenzial, sowohl um den künftigen Mittelbedarf zu decken als auch die Abhängigkeit von den Banken zu reduzieren.

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Schwächelnde Investitionen, aber gute Konjunkturaussichten

Wegen der weltweiten Krisen und einiger Unsicherheiten hält sich der deutsche Mittelstand mit Investitionen weiter zurück. Nur noch 19% der Unternehmen planen im Jahr 2015, in den folgenden 12 Monaten Geld in ihre Expansion zu stecken. Das ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 2010. Im Vorjahr wollten sich noch 27% der mittelständischen Betriebe vergrößern, erläutert Dr. Lutz WERNER, Herausgeber des Finanzportals www.Anleger-Beteiligungen.de und des wöchentlichen, kostenfreien www.Investoren-Brief.de.

Die Investitionstätigkeit hat der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in einer Studie „Diagnose Mittelstand“ jüngst untersucht. Für die Studie wertete der Verband rund 250.000 Unternehmensbilanzen aus.

Die Bundesregierung hat ihren Jahreswirtschaftsbericht 2015 unter das Motto gestellt: „Investieren in Deutschlands und Europas Zukunft.“ Dazu führte Bundeswirtschaftsminister Gabriel aus: „Die deutsche Wirtschaft steht vor den Herausforderungen eines beschleunigten technologischen Wandels und einer alternden Gesellschaft. Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft und Investitionen in die Zukunftsfähigkeit sind für Deutschland und auch für Europa daher von zentraler Bedeutung.“

Die Bundesregierung räumt also eine Investitionsschwäche bzw. –stau ein, betont die Bedeutung von Investitionen und setzt mit Blick auf verbesserte Konjunkturaussichten auf zukünftig wieder steigende Investitionen.

Wie sieht aber die Lage bei den so bedeutungsvollen Investitionen im Mittelstand wirklich aus?

„Wir müssen erkennen, dass sich der Investitionsstau bei den Unternehmen bislang nicht aufgelöst hat,“ sagt Sparkassenpräsident Fahrenschon bei der Vorstellung der Ergebnisse der Studie. In den Unternehmen herrsche erhebliche Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Die Entwicklung zeigt sich auch in der Erfahrung der Sparkassen. Die gaben an, dass die mittelständischen Kunden fast 46% weniger Investitionsmittel abgerufen hätten als im Vorjahr. Dafür spricht auch die Eigenkapitalquote. Den Ergebnissen der DSGV-Studie zufolge hat diese mit einem Durchschnitt von 22% einen neuen Rekordwert im Mittelstand erreicht. Im Vorjahr 2012 lag die Quote mit 19% noch deutlich niedriger.

Die Studie gibt auch Einblick in die Umsatzrentabilität der Unternehmen. Demnach hat sich die Ertragslage deutlich eingetrübt. Als Grund dafür macht der DSGV die schwache Wirtschaftsentwicklung und die steigenden Kosten aus.

Da der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren gute Daten vorweisen konnte, schlägt sich dies in den Bilanzen der mittelständischen Unternehmen nieder. Die Personalkosten stiegen 2013 um 1,2 auf 19%.

Die Folgen des Mindestlohns könnten dieses Niveau in den folgenden Jahren nach Einschätzung von Experten sogar noch einmal steigen lassen. Noch gäbe es keinen Anlass, eine wachstumshemmende Dynamik der Arbeitskosten zu befürchten. Für einzelne Branchen könnte dies aber anders aussehen.

Für das laufende Jahr erwarten die Experten aus der Wirtschaft – wie auch das Bundesministerium für Wirtschaft – besonders wegen des sinkenden Ölpreises und des schwachen Euros ein Wachstum von 1,5% oder sogar mehr. Ölpreis und Euro wirken für die Unternehmen wie ein „Sonderkonjunkturprogramm“. Das könnte ohne weiteres auch förderlich für die Investitionstätigkeit der mittelständischen Wirtschaft sein und gibt Hoffnung.

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Fakten, Ziele und Wirkungen des EZB-Kaufprogramms von Anleihen

Diese Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihr gigantisches, historisches und einmaliges Anleihen-Kaufprogramm gestartet. Kritiker bezeichnen es als das größte geldpolitische Experiment in der Geschichte der Europäischen Wirtschaftsunion. Ziel und Wirkungen erläutert Dr. Lutz WERNER, Herausgeber des Finanzportals www.Anleger-Beteiligungen.de und des wöchentlichen, kostenfreien www.Investoren-Brief.de.

  1. Fakten des EZB-Kaufprogramms

Gemäß der Ankündigung von EZB-Präsident Draghi in der letzten Woche nach der Sitzung des Zentralbankrats wird die EZB jeden Monat für 60 Milliarden Euro Anleihen kaufen. Draghis Aussage, dass auch Anleihen mit negativer Rendite gekauft werden, beeindruckte die Devisenmärkte.

„Das Kaufprogramm läuft bis September 2016 oder darüber hinaus“, sagte Draghi. Die EZB und die nationalen Zentralbanken werden also für mindestens 1.140 Milliarden Euro Wertpapiere (Unternehmens- und Staatsanleihen) aufkaufen und entsprechend viel frisches Geld in die Märkte pumpen.

  1. Ziele des EZB-Kaufprogramms

Vorrangiges Ziel der Geldflut ist nach Angaben der EZB, die derzeit sehr niedrige Inflationsrate wieder in Richtung von mittelfristig knapp 2% anzuheben. Derzeit liegt die Inflationsrate in der Eurozone wegen des Ölpreisverfalls bei 0,3%. Das gegen den Widerstand der Deutschen Bundesbank beschlossene Anleihekaufprogramm werde wie gewünscht wirken, gab sich Draghi überzeugt.

Für dieses Jahr prognostiziert die EZB eine Inflationsrate von 0%. Für das Jahr 2016 hob die EZB die Prognose zur Inflationsrate auf durchschnittlich 1,5% und für 2017 auf 1,8% an.

Weiteres Ziel der EZB ist die schwache Konjunktur in der Europäischen Union anzuschieben. Dementsprechend hat die EZB auch ihre Wachstumsprognose für den Währungsraum deutlich angehoben. Der Grund dafür ist die Erwartung, dass der niedrige Ölpreis, der abgewertete Euro und das Anleihe-Kaufprogramm die Konjunktur merklich anschieben. Deshalb prognostiziert die EZB nun für 2015 ein Wachstum von 1,5%, für das kommende Jahr 1,9 und für das Jahr 2017 sogar 2,1%.

EZB-Präsident Draghi hob hervor, damit die lockere Geldpolitik voll wirke, ist die Politik in der Pflicht und müsse durch energische Reformen ein besseres Umfeld für die Wirtschaft schaffen.

Kritik kam aus Griechenland und Zypern. Anleihen dieser Länder kauft die EZB nicht. Dazu betonte die EZB, dass sie sich an die Regeln halte, insbesondere sich an das Verbot der monetären Staatsfinanzierung gebunden fühlt.

  1. Wirkungen des EZB-Kaufprogramms

An den Finanzmärkten fragen sich viele Teilnehmer, welche Wirkungen die Anleihekäufe der EZB haben werden.

Schon die Ankündigung durch die EZB und die öffentliche Diskussion dieses Programms in den Wochen und Monaten vorher hat erhebliche Folgen gezeigt:

  • So hat sich der Abwertungsdruck auf die kurzfristigen Zinserwartungen, auf die Kapitalmarktzinsen und die Finanzierungskosten für Unternehmen, weiter verstärkt.
  • Die starke Aktienmarktentwicklung in den letzten Wochen stützt die Hoffnung auf einen positiven Vermögenseffekt.
  • Vor allem hat sich der Euro-Wechselkurs in eine von der Europäischen Zentralbank gewünschte Richtung verändert. Seit der öffentlichen Erörterung des Kaufprogramms hat der Euro gegenüber dem Dollar und gegenüber anderen Währungen stark abgewertet.
  • Lediglich die von der EZB als wichtig angesehene Inflationserwartung hat sich bisher kaum erfüllt.
  • Auffallend sind die Entwicklungen an den Märkten für Staatsanleihen. Hier haben sich die Renditedifferenzen zwischen deutschen Bundesanleihen und Anleihen aus südeuropäischen Ländern wie Italien, Spanien und Portugal (ausgenommen Griechenland) erheblich eingeengt. Andererseits befindet sich die Renditedifferenz zwischen Bundesanleihen und amerikanischen Staatsanleihen auf einem Höchststand.
  • Bekannt ist aus den USA und Großbritannien, das Anleihekaufprogramme von Zentralbanken sehr stark bereits in der Ankündigungsphase wirken. Danach ist nicht garantiert, dass die Renditen weiter sinken, sobald die Europäische Zentralbank in dieser Woche tatsächlich mit ihrem Kaufprogramm startet.
  • Ein weiteres Problem ist, dass Anleihen in einem solchen Umfang schwer korrekt zu bewerten sind. Dazu hat sich die Fondsgesellschaft Blackrock geäußert. Sie verwaltet ein Vermögen von 4 Billionen Euro und ist damit der größte Kapitalanleger der Welt. Blackrock kauft weiter Anleihen aus der Europäischen Union und insbesondere aus der europäischen Peripherie. „Aber wir sind ein wenig vorsichtiger geworden“, so ein Sprecher von Blackrock.
  • An den Kapitalmärkten wird auch seit Wochen diskutiert, ob die massiven Käufe der EZB zu Verknappungen auf den nationalen Anleihemärkten führen werden. Es ist ohne weiteres denkbar, dass es für die EZB schwierig wird, die gewünschten Summen an den Renten- und Unternehmensmärkten auch tatsächlich zu erwerben.

Ein Argument lautet, dass viele Staatsanleihen im Besitz von Banken sind. Diese könnten zwar mit dem Verkauf der Anleihen an die EZB Kursgewinne erzielen, müssten sich aber fragen, was sie danach mit dem Geld machen sollten. Es gibt keine risikofreien, rentablen und liquiden Alternativen für Kapitalanlagen sehr großen Stils.

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